Heimat auf Zeit gibt es nicht
Die Flüchtlingskinder empfinden das Übergangswohnheim Marienfelde nicht als Heimat. Sie können sich nicht mit dem Heim identifizieren. Beim Gespräch über „Lieblingsorte“ nennen viele Kinder das eigene Zimmer als ihren liebsten Ort, den sie schmücken können wie sie wollen und in dem sie aufhängen wovon sie träumen, egal ob das nun Superstars oder niedliche Tierbabys sind. Die Flüchtlingskinder dürfen das nicht, im Wohnheim dürfen keine Bilder und Poster aufgehängt werden. Ein Mädchen sagt, dass sie sich schämt, wenn ihre Schulkameraden im Heim sind, diesen Ort sehen. Sie schämt sich für die anderen Flüchtlingskinder, die neugierig bei den Proben im Theatersaal zusehen, die nachfragen „Was sind denn das für Leute? Was macht ihr da im Saal?“. Und sie schämt sich auch für ihre Schulkameraden. Schwer zu sagen, warum, aber sie fühlt sich unwohl, etwas an der Situation ist peinlich. Es ist peinlich da wohnen zu müssen, es ist aber auch peinlich, so gar nichts über die Schrecken und Leistungen einer Flucht zu wissen.
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